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Bauen am nationalen Haus

Aus den Medien konnte man in den vergangenen Jahren durchaus die Konflikte um verschiedene Rekonstruktionen zerstörter Bauten erfahren. Wie sehr aber diese Verfahren besonders von Spendern mit neonationalen Interessen geprägt waren, rüttelt Oswalt in diesem Buch auf.

Der Wiederaufbau historischer Symbolbauten gilt zunächst als scheinbar harmloses Engagement für historisches Bewusstsein, architektonische Schönheit und Reparatur von Stadträumen.

„Doch die vermeintlich unpolitischen Fassaden zielen auf eine Änderung unseres Geschichts- und Gesellschaftsverständnisses: Populistisch werden Zeiten vor 1918 idealisiert, Brüche negiert, gewachsene Identitäten überschrieben. Immer wieder sind Rechtsradikale an diesen Projekten beteiligt, als Initiatoren oder Großspender“ recherchierte Philipp Oswalt akribisch. Leider blieben der breiten Öffentlichkeit die üppigen Gelder fragwürdiger Spender und die politischen Entscheidungen von Mandatsträgern meist unbekannt.

Philipp Oswalt zeigt diese ideologischen Hintergründe der Debatte an verschiedenen rasanten Fallbeispielen auf. Ob rund um die Garnisonkirche in Potsdam, die neue Altstadt oder Paulskirche in Frankfurt, die Berliner Schlosskuppel oder die Dessauer Meisterhäuser. Philipp Oswalt diskutiert jenseits einseitiger Sichtweisen, mit einem feinen Gespür für das Einsickern reaktionärer Vergangenheitsinterpretationen und identitätspolitisch unterlegter Ideologien in die zeitgenössische Stadtplanung.

Das Buch liest sich wie ein Krimi und sollte als Entscheidungshilfe für Kommunalpolitiker dienen, die das „Bauen am nationalen Haus“ auf ihre Fahnen schreiben.

03.02.2024
Gabriele Klempert
Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik. Oswalt, Philipp. 144 S. 18,3 x 12 cm. Berenberg Verlag, Berlin 2023. EUR 22,00.
ISBN 978-3-949203-73-2
 
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