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Genja Jonas – Eine Dresdner Lichtbildnerin

Genja Jonas (1895–1938) in Rogasen/Posen als Tochter eines jüdischen Zigarrenhändlers geboren, führte ab 1918 ein Atelier in der Bürgerwiese 6 in der Dresdener Altstadt. Hier entstanden Kinderfotografien, die sie weit über Dresden hinaus bekannt machten. Nach ihrem frühen Tod 1938 verkaufte ihr Ehemann das Archiv an den Dresdner Schriftsteller Alfred Günther und die Fotografin Charlotte Rudolph. Mit der Zerstörung durch die Bombardements im Februar 1945 ging der überwiegende Teil des fotografischen Nachlasses von Genja Jonas allerdings für immer verloren. Große Bekanntheit erlangte Genja Jonas durch eine eigene Art der Kinderbildnisse sowie durch Porträts bekannter Zeitgenossen und Kunstschaffender, die in Dresden lebten oder zeitweilig dort wirkten, wie Kurt Schwitters, Gret Palucca, Fritz Reiner, Theodor Däubler, Adolf Wohlbrück, Joachim Ringelnatz, Walter Peterhans und Erich Haenel. Aber auch internationale Größen, wie den russischen Opernsänger Fjodor Schaljapin und den syrischen Künstler Jussuf Abbo, setzte sie in Szene. Ebenfalls einen Namen machte sich Genja Jonas als Tanzfotografin, u.a. mit Tanzstudien von Sent M‘Ahesa und Hilde Schlieben. Von besonderer kulturhistorischer Bedeutung sind ihre Tanzfotografien von Gret Palucca.

In dieser Monografie wird verdeutlicht, welche künstlerischen und gesellschaftlichen Schnittpunkte sich in einem Dresdner Künstlerhaushalt wie dem von Genja Jonas ergaben. Die Fotosammlung von Dresdner Kunstschaffenden Genja Jonasvermittelt eine Ahnung vom Dresdner Kulturbetrieb der 1920er- und frühen 1930er-Jahre. Mit dieser Werkschau zu Genja Jonas’ fotografischem Schaffen wird ein Beitrag geleistet, die einst so bekannte Lichtbildnerin wiederzuentdecken. Stellvertretend für viele andere jüdische Fotografinnen und Fotografen wird ihr ein gebührender Platz im kulturellen Gedächtnis der Stadt eingeräumt, aus dem sie durch die Nationalsozialisten und deren wirksam verbreiteten Zeitgeist verdrängt wurde. In den Eingangskapiteln werden die familiäre Situation der Künstlerin beschrieben und Ausführungen zu ihren Werken (Tanzfotografie, Kinderfotografie,, Familienbilder, Porträtfotografie und Samland 1934), gefolgt von einem Katalog der meist in Privatbesitz befindlichen Fotografien.

Ebenfalls in dem von Alexander Atanassow neu geschaffenen Buchverlag ist als erstes Buchprojekt 2011 auch der Titel des gehörlosen Foto-Grafikers Volkmar Jaeger: „Ich sehe den Menschen. Ich höre ihn nicht“ mit Arbeiten aus dessen Hauptschaffenszeit der 1950er und 60er Jahre erschienen. ISBN 978-3-938706-44-2.

Zwei Bücher, die nicht nur für Fotoliebhaber interessant sein dürften. Dem neuen Verlag wünschen wir viel Erfolg.

23.09.2013


Gabriele Klempert
Atanassow, Alexander. Genja Jonas. Eine Dresdner Lichtbildnerin. 200 S., 220 Abb., 27 x 21 cm, Gb. Kunstblatt, Dresden 2013. EUR 29,95 CHF 53,00
ISBN 978-3-9815797-0-3   [Kunstblatt]
 
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