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“Nie wieder keine Ahnung!“ - Kunst für Einsteiger

Kunstmuseen gleichen trotz vieler museumspädagogischer Angebote immer noch hoch gerüsteten Trutzburgen der Bildungselite, in die sich schlichte Gemüter, Einsteiger oder Menschen aus so genannten „bildungsfernen“ Schichten kaum hinein wagen. Unzählige, zuweilen übergroße Bilder, stumm betrachtet von scheinbar wissenden Besuchern lassen den Neuling meist hoffnungslos allein.

Der Besuch einer Gemäldegalerie oder Vernissage muss aber nicht länger aus Ratlosigkeit oder Überforderung ausfallen. Es gibt Hilfe!
Das jüngst im Belser-Verlag erschienene Buch „Kunst für Einsteiger“ ist eine anschauliche und kurzweilige Einführung in die Betrachtung von Bildern. Konsequent auf das notwendige Basiswissen beschränkt, stellt Rolf Schlenker, Wissenschaftsjournalist und Adolf-Grimme-Preisträger die Geschichte der Kunst von der Höhlenmalerei bis zur Body Art vor und stellt dabei die Fragen des Betrachters in den Vordergrund. Erfolgt zunächst die Geschichte der Malerei in 14 ausgewählten Bildern, werden im zweiten Kapitel die Gattungen erklärt, das Porträt, Stillleben, die Landschaftsmalerei, das Genrebild und die Historienmalerei. Anschließend folgen Informationen über Mal-Techniken und der Autor gibt sogar auch Auskunft über erzielte Spitzenpreise berühmter Gemälde. (Könnte auf der nächsten langweiligen Party, wenn es mal wieder um die Finanzkrise geht, wichtig sein).
Im Dritten Kapitel „Der Künstler: Zwischen Handwerk, Genie und Seelenleben“ gibt der Körper-Künstler Wolfgang Flatz Antworten auf Fragen wie: „Wie „tickt“ eigentlich ein Künstler“, „Was ist an „Hitler“ Kunst?“ oder wie sich Albrecht Dürer sah. Flatz ist einer der beiden Experten des TV-Projekts „Nie wieder keine Ahnung! Malerei“. Und weil auch der zweite Experte, Raimund Wünsche als Sammlungsdirektor der Glyptothek und der Staatlichen Antikensammlung in München eine Menge Ahnung von den Nöten wehrloser Museumsbesucher hat, gibt es am Ende noch ein Kapitel über den Betrachter selbst: „Der Betrachter – ein wichtiger Teil des Kunstwerks“. Hier geht aber nicht nur um den richtigen Standort, sondern unter anderem auch um die Frage, was ist Kitsch und wie gehe ich richtig durch ein Museum“ (Damit man nicht allzu schnell in der Cafeteria landet!). Übrigens für Einsteiger empfiehlt sich ein Museumsbesuch als Flucht vor Dauerregen, Eiseskälte oder üblen Zeitgenossen.

Wer das Ganze als Fernseherlebnis konsumieren möchte - natürlich nur zusätzlich zum Buch! - sollte am 28., 29., und 30. Dezember jeweils um 22.00 Uhr sowie am 4. Januar um 22.30 Uhr das SWR Fernsehen einschalten, dann läuft die Sendung „Nie wieder keine Ahnung! Malerei“, die der Anlass war, dieses Buch herauszugeben. Oder war das Buch eher?
Ein Buch, das Spaß macht und gewiss nachhaltiger wirkt als eine Fernsehsendung.


Ebenfalls für Einsteiger, insbesondere jugendlichen Alters, ist der Bildband „Meine erste Geschichte der Kunst“, der allerdings auch für Erwachsene eine Tür in die Welt der Kunst öffnen könnte, wenn Eltern oder Großeltern diese Bilderreise mit den Kindern gemeinsam antreten.

Béatrice Fontanel beantwortet die ersten Fragen zur Kunst streng chronologisch: Wie sind die ersten Kunstwerke entstanden? Weshalb malten die Ägypter den Kopf immer von der Seite? Warum sind Giotto, Michelangelo und Picasso so einmalig? Und so weiter.
Mit hervorragenden Abbildungen und heiter spielerischen Texten stellt Fontanel die größten und beliebtesten Werke sowohl anonymer als auch wohlbekannter Künstler vor, von den Venusfiguren der Steinzeitmenschen bis zu den „Alten Lumpen und „schmutzigen Tellern“, den „enfants terribles“ oder Jeff Koons „Ballon Dog“.
Fast beiläufig lernt der junge Leser die wichtigsten Stile und Epochen kennen, geführt von übersichtlich eingeschobenen Tabellen und einer auf jeder Seite dargestellten Zeitachse. Peppig formulierte, auf den Punkt gebrachte Überschriften wie „der große Knall“ für die Pop-Art lassen die jeweiligen Entwicklungsstadien in der Kunst und die damit verbundenen gesellschaftlichen Zusammenhängen plastisch vor Augen entstehen.
Fraglich ist allerdings, wie man sich im modernen Sinne vorstellen soll, dass Mönche beim Malen ihrer Bücher „Muskelkater“ bekamen. Auch hätten die Bildlegenden außer dem Namen des Künstlers und dem Titel des Werkes den einen oder anderen weiteren Hinweis zum Werk enthalten dürfen. Wer bitte ist Laokoon und was „enfants terribles“? Oder haben die Autoren darauf vertraut, dass es Wikipedia gibt? Dennoch: ein gutes und schönes Buch! :

Ein ganz anderes Kaliber ist das Nachschlagewerk zur Kunst aus dem Dorling Kindersley Verlag. Hier werden über 2500 Kunstwerke von der Frühzeit bis zur Gegenwart, bzw. 700 Künstler, innerhalb ihrer Epoche alphabetisch gegliedert mit ihren Lebensdaten, Charakteristiken und wichtigsten Werken vorgestellt. Nachdem im einleitenden Kapitel Grundlagen der bildenden Kunst wie z. B. Gestaltung, Materialien und Kompositionen sowie das „Lesen“ von Kunst erklärt werden, folgen Erläuterungen zu den Epochen und Strömungen und die vorwiegend verwendeten Themen und Techniken erklärt, um anschließend die berühmtesten Kunstwerke und die Künstler selbst vorzustellen. In der Regel werden auf einer Doppelseite ein bis zwei Werke von drei bis vier Künstlern in unterschiedlich großen Abbildungen wiedergegeben. Nur den besonders einflussreichen Schöpfern widmet man hier und da eine Doppelseite, wie Leonardo da Vinci’s „Abendmahl“ oder dem „Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch.
Das Layout ist zwar übersichtlich und praktisch, aber nicht unbedingt „schön“. Darüber hinaus besticht das Buch aber durch die Fülle der Abbildungen, auch wenn diese farblich nicht immer perfekt sind.

Fontanel, Béatrice: Meine erste Geschichte der Kunst. 128 S., 80 fb. Abb. Gb Dumont, Köln 2009. EUR 19,95 ISBN 978-3-8321-9248-8

Kunst. Über 2500 Kunstwerke von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Hrsg. v. Graham-Dixon, Andrew. 2009. 612 S., 3000 fb. Abb. 30 x 25 cm. Gb EUR 49,95 ISBN 978-3-8310-1473-6

9.12.2009

Gabriele Klempert
Rolf Schlenker. Kunst für Einsteiger. 176 S. 130 fb. Abb. 17 x 22 cm. Gb. EUR 19,95
ISBN 978-3-7630-2540-4
 
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