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Mediale Emotionen. Zur Lenkung von Gefühlen durch Bild und Sound.

Gefühle werden zentral durch Medien und Kunst beeinflusst, dies scheint immer schon klar gewesen zu sein. Neu ist die Erkenntnis, dass Bildmedien und Emotionen eine Geschichte eng verknüpfter Wechselwirkung besitzen, die sich nunmehr interdisziplinär erzählen und analysieren lässt. In den Neurowissenschaften sorgen vor allem Methoden, das Gehirn in vivo zu studieren, für neue Einsichten, so dass die Freiheit des Willens und die selbstbestimmte Handlungsfähigkeit im Zuge der Erforschung emotionaler Regelkreise in neurobiologischen, philosophischen und psychologischen Diskursen zur Debatte gestellt wurden. Nach der Deutungskonjunktur, die den Schriften von Damasio, LeDoux und Singer zugeschrieben wurde, untersucht der vorgelegte Band emotionale Phänomene erstmals in ihrer Vielfalt und widmet sich der Frage, ob sich die Entwicklung der Medien auch aus einem Mechanismus erklären lässt, der auf immer neue Emotionswirkungen bei seinen Konsumenten abzielt.
Um die Frage nach den Bildern ist seit wenigen Jahren in Kunstgeschichte und ihren Nachbardisziplinen eine intensive Diskussion entstanden, die in bemerkenswerter Parallelität zur rasanten Entwicklung auf dem Feld der Neuen Medien steht. "Mediale Emotionen" öffnet Einblicke in die Elemente transdisziplinärer Emotionsforschung. Den Kern bildet eine Untersuchung von Repräsentation und Produktion von Emotionen in verschiedenen Medien und Zeitabschnitten. Wie hängen Emotion, Medialität und Macht zusammen und wie kann die gemeinschaftsformende Wirkung emotionaler Bilderlebnisse nachgewiesen werden? Medienwissenschaftler, Kunsthistoriker, Neurowissenschaftler und Literaturforscher, Psychologen und Philosophen untersuchen Aspekte der Affektproduktion und emotionalen Reaktion auf Medien und Kunst am Beispiel dreier Gegenstände, welche die Beiträge verklammern und sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen: Dies sind Matthias Grünewalds Isenheimer Altar (um 1516), der Propagandafilm Triumph des Willens (1934) von Leni Riefenstahl sowie das in der Forschung viel diskutierte Computergame America's Army (2000-2005), das durch seine interaktive Suggestionspolitik zu einer Ikone unserer Zeit geworden ist. Damit sind drei unterschiedliche Bildmedien verschiedener Jahrhunderte vertreten, die in innovativer Weise einen Vergleich der kulturwissenschaftlichen und psychophysischen emotionalen Erregung im Betrachter ermöglichen und so unseren aktuellen Diskussionen eine produktive Distanz jenseits des Wissenschaftshype ermöglichen.
16.2.2006

vdr
Mediale Emotionen. Zur Lenkung von Gefühlen durch Bild und Sound. Hrsg. v. Grau, Oliver /Keil, Andreas. 320 S., 31 Abb. 13 x 19 cm. (Fischer Soz.-Wiss. 16917) Pb., S. Fischer, Frankfurt 2005. EUR 13,95
ISBN 3-596-16917-8
 
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