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Das Mausoleum des l'timad ud-Daulah

Neben dem Taj Mahal, dem berühmtesten Mausoleum Indiens, weist die Stadt Agra ein weiteres Juwel der Mogularchitektur auf: das Grabmal des I'timad ud-Baulah, das 1628 nach zweijähriger Bauzeit vollendet wurde, vier Jahre vor Baubeginn des Taj Mahal. Mit dem Titel I'timad ud-Daulah, "Stütze des Staates", hatte der Mogulkaiser Jahangir (1605-27) seinen aus Persien stammenden Premierminister und Schwiegervater Mirza Ghiyas Beg geehrt. Nach dem Tod ihres Vaters ließ die Kaiserin Nur Jahan (1577-1645) für ihre Eltern ein bezauberndes, palastähnliches Grabmal in einer quadratischen Gartenanlage am Ostufer des Yamuna-Flusses errichten: "in vielen Einzelheiten...eine Vorübung" zum Taj Mahal, dem es jedoch "am intimem Reiz und farbigem Schimmer überlegen" bleibt, urteilte der Indologe Heimo Rau.
In verschwenderischer Fülle bedecken geometrische und florale Ornamente, Blumenbouquets, Früchte, Vasen, Kelche und Lebensbäume als Einlegearbeiten aus farbigen Steinen und Halbedelsteinen die mit weißem Marmor verkleideten Außenwände und als Malereien oder als bemalte Stuckreliefs Wände und Decken der Innenräume und Grabkammern, - eine Technik, die persischen Einfluss verrät und die im Taj Mahal zu höchster Blüte kam.
Der französische Fotograf Jean-Louis Nou (1942-92) war ein ausgewiesener Indienkenner, der mehrere Bildbände über Kunst und Kultur des Subkontinents veröffentlicht hat, darunter auch einen über den Taj Mahal. Für das vorliegende Werk - es ist die erste Monographie über das Grabmal des I'timad ud-Daulah - wurden bestechend schöne, zum Teil vor schwarzem Hintergrund gedruckte Farbaufnahmen von ihm in einer Reihenfolge zusammengestellt, dass sie - obwohl ohne Bildunterschriften, denn die Bilder sprechen für sich und erklärende Beschreibungen gibt der Text - um und in das Mausoleum führen und eine konkrete Vorstellung von der Gesamtanlage, der architektonischen Konzeption und der kostbaren Ausstattung vermitteln. Dazu zeigen Nahaufnahmen die einzigartige Schönheit des Dekors und des Materials und ermöglichen Blicke auch auf weniger gut erkennbare Details an Decken oder in Nischen und aus ungewöhnlichen Perspektiven.
Der dem Bildteil vorangestellte Text repetiert zusammengetragenes Wissen über die Geschichte des I'timad ud-Daulah, über die Entstehung des Grabmals und seine kunsthistorische Besonderheit und Bedeutung, er beschreibt und erläutert den Garten, das Bauwerk und vor allem die Vielgestaltigkeit seines Dekors und seiner Ornamentik und er übernimmt das überlieferte Bild von der klugen, machthungrigen Kaiserin Nur Jahan, die ihrem Gemahl nach und nach die Regierungsgeschäfte abnahm. Sehr nützlich wären zusätzlich zum vorhandenen Glossar, Literaturverzeichnis und Grundriss des Mausoleums Zeichnungen von Garten und Gesamtanlage, Aufrisse und Schnitte gewesen, auch anstelle der dekorativ in die Textseiten gesetzten kleinen Farbfotos.
Im Grabmal des I'timad ud-Daulah offenbart sich der märchenhafte Luxus der Mogulkultur in einer Üppigkeit, die nicht nur einen Fotografen ins Schwelgen geraten läßt. - Ein Bildband zur Augenfreude!

Christa Chatrath
Okada, Amina: Das Mausoleum des l'timad ud-Daulah. Indien. Ein Juwel der Mogulkunst. 176 S. 130 fb. Taf. 28 cm. Ln Hirmer, München 2004. EUR 45,-
ISBN 3-7774-2015-8
 
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